Persönlichkeitsentwicklung, Coaching und Psychologie: 6 Übungen zum Verändern

Über die Bedeutung, den Prozess und die Schwierigkeiten der Persönlichkeitsentwicklung.

Ich sag es vorab: Persönlichkeitsentwicklung ist nicht ein Zustand bei dem wir irgendwann ankommen. Es ist wie der Name schon sagt ein Prozess. Ein Lebenslanger Prozess, denn alles ist in einem stetigen Prozess der Neuorganisation und des Entwickelns, ob wir wollen oder nicht.

Die Sache ist die, wenn wir nicht bewusst an unserem eigenen inneren Entwicklungsprozess beteiligt sind, dann entwickeln wir uns nicht nach unseren Wünschen und Bedürfnissen. Sondern reproduzieren unser Leben lang gelernte Muster und Konditionierungen (unserer Eltern, der Gesellschaft etc.)

Sich der eigenen Persönlichkeit, das heißt der eigenen Denk- und Verhaltensmuster bewusst werden, ist der erste Schritt, um sein inneres volles Potential zu entfalten.

Und darum geht es - als SchöpferIn des eigenen Lebens sein Leben selbstbestimmt und bewusst aus einem Ort der Authentizität, Ehrlichkeit und Stärke zu kreieren. Freie Entscheidungen zum eigenen Wohl und dem Wohl anderer Menschen und der Natur zu treffen (Stichwort Ganzheitlichkeit)

Inhaltsverzeichnis

Was ist Persönlichkeitsentwicklung? Definition

Persönlichkeitsentwicklung ist der Prozess der bewussten Gestaltung seines eigenen Lebens mit dem höheren Ziel die beste Version von sich selbst zu sein.

Persönlichkeitsentwicklung ist ein tagtäglicher Prozess des Hinterfragens der eigenen Denkmuster, Glaubenssätze, Bewertungen und des eigenen Verhaltens mit dem Ziel: alte, nicht mehr zieldienliche, blockierende oder sabotierende Muster aufzulockern und Raum für Veränderung aufzumachen.

Es geht darum alte Hüllen abzulegen, sich zu de-konditionieren, hinter das Selbstbild zu blicken, um an den Kern der Persönlichkeit - das Authentische Ich - zu gelangen.

Die Metamorphose des Schmetterlings ist ein schönes Bild für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Wenn die richtigen Bedingungen vorhanden sind, wird aus der Raupe mit Energieaufwand und Anstrengung einer freier Schmetterling.

Dieser Prozess durchläuft jedoch veschiedene nicht immer angenehme Stadien. So können Krisen und Dunkle Zeiten zum eigenen Entwicklungsprozess dazu gehören. Es geht durch die Tiefe in die Wahre Größe.

Die Psychologie hinter dem Verändern: Von neuronalen Autobahnen und der Plastizität des Gehirns

Damit unser Gehirn die Leistung und Effizienz erbringen kann, die es im Alltag an den Tag legt, besitzt es eine Vielzahl von neuronalen Autobahnen. Das sind meist unbewusst gelernte Verknüpfungen von Reizen und dazu passenden Reaktionen.

So hat das Gehirn für fast alle Handlungen, die wir machen ein neuronales Programm, was abgespielt wird. Hirnforscher sagen, dass bis zu 99% der Informationen unbewusst vom Gehirn verarbeitet werden.

Das bedeutet, dass unsere Handlungen, Bewertungen und Gedankenmuster auf unbewussten Programmen basieren, die uns immer wieder mehr von dem machen lassen, was wir sowieso schon tun.

Aus diesem Grund ist es auch so schwer sich dauerhaft wirklich zu verändern, weil das Gehirn Veränderung eigentlich überhaupt nicht mag. Jede Veränderung ist mit einem höheren Energieaufwand verknüpft und mindert ERSTMAL die Effizienz.

Wir wollen mehr neue bewusste Trampelpfade auf dem Weg zum Glück

Wenn wir neue Dinge lernen, uns eine neue Angewohnheit aneignen möchten oder ein altes Muster verändern möchten, müssen wir ein neues Muster etablieren und es Tag für Tag festigen - durch Verkörperung.

Dieses neue Muster ist am Anfang wie ein Trampfelpfad, den wir immer wieder BEWUSST gehen, damit er sich über die Zeit zu einer Straße und dann Autobahn ausbaut.

Am Angang macht Veränderung immer Spaß, so wie in der ersten Woche im neuen Jahr, wenn wir übermotiviert mit unseren Guten Vorsätzen beginnen. Doch wenn die Veränderung nachhaltig werden soll dann muss man beginnen bewusst daran zu arbeiten. Und dabei idealerweise den Körper mit einzubeziehen mit Körperarbeit, Gefühlen und Embodiment.

Echte und unechte Persönlichkeitsentwicklung

Leider sehen wir heutzutage mit der ganzen Fülle an Selbstoptimierungs- und Veränderungstechniken eine Tendenz, die mehr schadet als gut tut. Wenn Persönlichkeitsentwicklung aus dem Gefühl heraus entsteht: noch nicht genug zu sein und nicht richtig zu sein, dann füttern alle Techniken dieses Gefühl von Mangel und Selbstablehnung.

Hier ist die Gefahr, dass man durch seine aktive Selbstoptimierung seine bereits vorhandenen destruktiven Muster stärkt, anstatt sich dieser im Kern bewusst zu werden und sie aufzulösen. Ein Phänomen, welches man auch vielseits in der Spirituellen Szene beobachten kann.

Viele Menschen stabilisieren sich im Glauben und der Spiritualität, jedoch ohne hinter die Persönlichkeitsmuster, Überlebensstrategien und Traumamuster zu blicken. Das ist auch das Risiko wenn man bei Krisen, Problemen und Unzufriedenheit allein auf Ratgeber zur Selbsthilfe und Podcasts setzt.

Ein gutes Beispiel ist auch die große Entspannungs-, Yoga und Well-Being Industrie. Entspannung und Nervensystemstabilisierung ist gut - das steht überhaupt nicht zur Debatte. Doch damit stabilisiert sich eine kurz vorm Burnout stehende Managerin, die über 40 Stunden die Woche arbeitet und Kinder und Haushalt hat letztlich nur in ihrem Muster.

Ein Muster welches möglicherweise auf emotionalem Trauma aus der Kindheit entstanden ist und diese Person immer wieder in die ähnlichen überfordernden Situationen bringt, weil sie unbewusst nach Anerkennung, Wertschätzung und Liebe sucht. Wenn diese Frau jetzt einfach noch mehr macht, um ihr Problem zu lösen, dann löst es nicht das Grundproblem, sondern stärkt ihr Ursprungsmuster.

Wann es sinnvoll ist in die Tiefe zu gehen

Immer. Sobald wir uns wirklich mit uns selbst beschäftigen möchten und ernsthafte innere Arbeit machen möchten, kommen wir am Tiefgang nicht vorbei. Für ein Berufscoaching oder Führungskräft Coaching braucht man das doch nicht denkt sich der eine oder die andere jetzt vielleicht…Aber falsch gedacht.

Denn die Wahl unseres Berufs, unserer Partner oder die Art und Weise wie wir führen hängt zu 100% mit unserer Persönlichkeit zusammen und der Art und Weise wie wir in unserer Kindheit geprägt wurden. Die Chancen stehen sehr hoch, dass Menschen in allen Bereichen ihres Lebens ähnliche Muster replizieren.

Vielleicht kennst Du ja das Zitat: How you do one thing, is how you do everything? So ist es.

Was passiert im Persönlichkeitsentwickungs Coaching?

Im Coaching wird ein Raum geschaffen, in dem sich ein Mensch kennenlernen kann und in der Tiefe verstehen kann wieso er so ist wie er ist. Es wird hinter ein Problem geschaut, unter ein Gefühl und hinter die eigene Maske. Es wird nach guten Gründen gesucht, wieso man so ist wie man ist und es werden gemeinsam Wege erarbeitet, wie man aber noch mehr sein kann.

Jedoch nicht im Sinne von besser werden, sondern eher im Sinne von erkennen, dass da noch mehr in der eigenen Persönlichkeit schlummert, was darauf wartet entdeckt und gelebt zu werden. Meine Grundannahme ist, dass alles bereits in einem drinnen steckt und es lediglich eine Reaktivierung der Ressourcen und des eigenen Potentials Bedarf.

In diesem Prozess werden vermeintliche Schwächen zu Stärken. Die Anteile an uns, die wir lieber nicht hätten, ablehnen oder verstecken machen uns letztlich erst komplett. Je länger wir versuchen etwas von uns zu trennen, desto länger leben wir nicht das gesamte Potential, welches in uns drinnen steckt.

Schattenarbeit: Die Arbeit mit den unbewussten Prozessen

Schattenarbeit ist die Arbeit mit unbewussten und verdrängten Anteilen der Persönlichkeit. Diese Schattenanteile besitzt jeder Mensch, denn wir alle haben unangenehme, verletzende oder traumatisierende Dinge in unserem Leben erlebt (meistens als Kinder), weshalb es für die Psyche Sinn gemacht hat diese Erinnerungen mit samt des Persönlichkeitsanteils wegzupacken.

Zu einem tiefen Persönlichkeitsentwicklungsprozess gehört es auch dazu sich dieser dunklen Flecken seines Lebens zu stellen. Und ungelebte Anteile wieder zu beleben. Anteile, Eigenschaften und Gefühle, die das Kind von damals weggepackt hat, weil die nicht angebracht waren oder es nicht sicher war sie zu zeigen. Ließ’ dir gerne auch meinen Artikel über Schattenarbeit durch.

Innere Kind Arbeit als wichtige Methode für den Prozess der inneren Arbeit

So ein Anteil kann beispielsweise Das Innere Kind sein. Viele Menschen durften oder konnten nicht richtig Kind sein. Haben nicht die Aufmerksamkeit und Liebe erfahren, die für die Entwicklung nötig gewesen wäre.

Viele Kinder wurden nicht im Erleben ihrer Emotionen unterstützt und gehalten, hatten Angst oder das Gefühl nicht genug zu sein. Vielen Kinder wurden parentifiziert. Sie mussten nicht kindgerechte Elternfunktionen übernehmen.

So kann es sein, dass dieses Innere Kind und die damit verbunden Gefühle von Spontanität, Liebe, Freude und Spaß in eine Schublade des Unterbewusstseins gepackt wurden. In einem Persönlichkeitsentwicklungsprozess werden diese sich nicht erlaubten Gefühle wieder reaktiviert. Die Überlebensstragien, die unbewusst bis ins Jetzt aktiv sind, aufgedeckt. Damit man endlich frei werden kann.

Die Wichtigkeit von Körperarbeit und Embodiment für echte und nachhaltige Veränderung

Reden allein reicht jedoch nicht. Denn all unsere Erfahrungen und Emotionen sind im KÖRPER gespeichert, in Form von Somatischen Markern. Aus diesem Grund ist es so wichtig den Körper in der Persönlichkeitsentwicklung mit einzubeziehen.

Den Körper über den Atem, Berührung und Körperhaltung zu erfahren ist keine pseudowissenschaftliche WischiWaschi Esoterik, sondern entspringt den neusten Ergebnissen der Hirnforschung und Neurowissenschaft (Sehr gutes Buch dazu). Der Körper ist ein System in dem sich Körper und Psyche wechselseitig beeinflussen und verstärken und dieses Wissen muss man sich zur Veränderung zu nutze machen. Sonst hält es nicht lange an.

So wie wir uns verkörpern und durchs Leben tragen ist eng mit unserem Innenleben verknüpft. Jeder kennt die zusammengekrümmte Haltung wenn man geknickt ist, das Körpergefühl von Freude oder die Körperhaltung von Scham. Der Körper ist der Schauplatz unserer Emotionen und gleichzeitig das Vehikel zur Veränderung.

Wie beginnt man mit innerer Arbeit und Persönlichkeitsentwicklung?

Wähle den Zugang der deine Aufmerksamkeit zieht. Es geht darum mit einer Sache zu beginnen. Eine Sache bewusster zu machen und daraufhin werden sich viele Dinge von alleine in Gang setzen.

Manche Menschen starten mit einer bewussteren Ernährung und wollen mehr über Ernährung, den Körper und den Zusammenhang zu Emotionen erfahren. Daraufhin beginnen sie zu lesen, Kurse zu besuchen und zu hinterfragen. So kannst du es mit jedem Thema machen.

Ernährung, Beziehungen, Geld, Körper, Stress, Arbeit - der Prozess beinhaltet die bestehenden Muster zu hinterfragen, Zusammenhänge zu verstehen (zu den Eltern), die Gefühle im Jetzt wahrzunehmen, dir deiner eigenen Wünsche und Ziele für die Zukunft bewusst werden. Klingt kitschig aber es geht letztlich darum zu spüren, was das eigene Herz wirklich will, genau zu zu hören und mehr von dem machen, was einen lebendig fühlen lässt.

Und im Laufe des Prozesses kommst Du vielleicht an tiefergehende Emotionen oder Blockaden, die du nicht alleine auflösen und integrieren kannst. Dafür ist es dann hilfreich dir professionelle Unterstützung in Form von Coaching, Therapie und Co. zu suchen.

Kostenfreies Erstgespräch

Meine 6 besten Übungen und Tipps für deinen Weg

Journaling

Die beste Methode, um erstmal Bewusstsein zu schaffen und seine Wahrnehmung zu schärfen ist das Schreiben. Auch Journaling oder Tagebuch schreiben genannt. Wenn wir schreiben, im Vergleich zu nur sprechen, nutzen wir neben dem analytischen Teil des Gehirns auch den emotionalen Teil. Dabei können tiefe Bewusstwerdungsprozesse angeregt werden. Wichtig ist dir eine Schreibroutine zu erschaffen. Ein kleines Ritual auf das du dich täglich freuen kannst. Du kannst folgendermaßen beginnen:

5 Minuten einfach mal aus dem Kopf in die Hand und alles runterschreiben was kommt.
Jeden Morgen aufschreiben für was du dankbar bist in deinem Leben.
In die Gefühle reinspüren, die da sind und diese benennen.

Hier habe ich noch ein kleines Workbook mit Inspiration zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung und Journalfragen und Impulsen für jeden Tag.

Die Wunderfrage

Die Wunderfrage ist eine Methode von Milton Erickson, dem Vater der Modernen Hypnose, die von Steve de Shazer weiterentwickelt wurde. Sie ist dafür da sich auf das Erleben in der Zukunft zu fokussieren und dafür benötigte innere Ressourcen zu reaktivieren.

Stell’ dir vor du gehst heute abend ins Bett. Hast eine wunderbare erholsame Nacht und wachst morgen früh wieder auf. Über die Nacht ist ein Wunder geschehen und das Problem welches du hattest ist nicht mehr da. Der Wunschzustand ist eingetroffen. Beantworte so detailliert wie es geht folgende Fragen:
Was wäre an diesem Morgen anders als sonst?
Woran würdest du als erstes merken, dass dieses Wunder passiert ist?
Woran würden deine Angehörigen das merken?
Wie würdest du dich fühlen, bewegen, verhalten?
Wie fühlt sich dein Körper an?

Die Grabrede

Die Grabrede ist eine sehr beliebte Coaching Übung. Sie ist dafür da dir deiner Werte und deines Lebenssinns bewusst zu werden. Den Dingen, die für dich wirklich zählen im Leben. Die Dinge, die dein Herz in der Tiefe erfreuen.

Stell’ dir vor bei deinem Tod sprechen geliebte Menschen über dich. Verfasse im Namen dieser geliebten Personen eine Grabrede mit Dingen von denen du wollen würdest, dass sie über dich nach deinem Tod gesagt werden.
Diese Menschen können z.B. sein: Dein Partner/Partnerin, Kinder, Freunde, Arbeitskollegen, Familie

Fühlen

Klingt einfach, ist es aber für die meisten Menschen nicht. Sich seine eigenen Gefühle erlauben. Sie wahrzunehmen, bennen zu können und dann einfach diesen Zustand zu akzeptieren. Versuche das nächste mal wenn du Gefühle wahrnimmst, diese mal im Detail zu explorieren.

Wo genau kannst du das Gefühl wahrnehmen?
In welchem Körperteil zeigt es sich?
Woran erinnert dich das Gefühl?
Gibt es Bilder, Erinnerungen oder Erfahrungen die hoch kommen?

Ehrlichkeit praktizieren

Die meiste Zeit unseres Lebens sind wir nicht ehrlich zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen. Wir tragen Masken und spielen Rollen, um der Angst zu entkommen abgelehnt oder nicht gemocht zu werden. Der Psychotherapeut Brad Blanton hat den Ansatz des Radical Honesty entwickelt, wo es darum geht bewusst Ehrlichkeit zu praktizieren.

Denn wenn wir nicht das sagen was wir wirklich denken und fühlen und uns ständig übergehen dann löst das Spannungen in uns aus, die sich dann wieder einen Kanal suchen um abgebaut zu werden. Wenn wir über das Sprechen, was wir bewusst zurückhalten, über Glaubenssätze, Ängste und Bewertungen und uns damit verletztlich machen, dann verringert das die Spannung. Es schafft im Gegenteil sogar ehrliche Verbindung. Frag’ dich doch mal wo du in deinem Alltag du nicht ehrlich zu dir bist:

Wann sagst du Ja obwohl du Nein meinst?
Wann hälst du etwas zurück, um nicht falsch verstanden oder abgelehnt zu werden?
Wo lügst du am häufigsten?
Was würde passieren, wenn du in einem dieser Bereiche ehrlicher sein würdest?

Den Körper Spüren

Ich empfehle regelmäßig in den Körper reinzuspüren mit durch bewusstes Atmen, wie Bauchatmung und intuitiver Bewegung, wie Tanzen. Körperpraxis wie QiGong, TaiChi und Yoga ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Eine gute Verbindung zum Körper und ein stabiles Nervensystem ist die Basis für Persönlichkeitsentwicklung. Schau’ gerne auch mal auf meinem Youtube Kanal vorbei für Yoga- und Atemübungen.